Das Kamenzer Forstfest in Schlaglichtern

1348 Mai 31

Erstmals wird der Wald urkundlich erwähnt, in dem späterhin das Fest begangen wird – als Teil des zum Hospital (oder Spittel) gehörenden Vermögens vom Kloster St. Marienstern:

„nemus seu rubetum quod dicitur der vorst“ (das Wäldchen oder Brombeergesträuch, das man nennt den Forst).

 

2. Hälfte des 15. Jahrhunderts

Nach derzeitigem Erkenntnisstand sollen hier die Anfänge des Forstfestes zu finden sein, ohne dass jedoch Quellen darüber bislang Auskunft geben können

um 1570

Nachdem bereits 1565 die Übergabe des Kamenzer Franziskanerobservantenklosters an die Stadt erfolgte, zog die in diesem Zusammenhang neu geschaffene Ratslateinschule in das bis dahin durch die Mönche genutzte Konventgebäude ein, was auch auf den Auszug zum Forst hinsichtlich der Streckenführung Auswirkungen hatte.

1681

Mit dieser Jahreszahl war einst eine Fahne bestickt, die eine Stiftung für das Forstfest dargestellt haben soll. Sie ist beim Stadtbrand von 1842 verloren gegangen. „1681“ ist damit der bislang früheste überlieferte Nachweis zum Bestehen des Forstfestes. In den 1690er Jahren finden sich dann auch vermehrt Hinweise in den Quellen zum Forstfest.

1741 August 18

Der Rat beschließt, dass zukünftig Kirchweihfest (Kirchmess) und Forstfest in einer Woche abgehalten werden sollen.

1753

Im Anhang an eine vom Stadtschreiber Budäus verfasste Chronik finden sich Ausführungen zur Ausgestaltung des Forstfestes: Die Schüler haben die Erlaubnis, „sich des Klosterforstes in der Bartholomäuswoche [der Woche um den 24. August] auf 8 Tage zu ihrem Vergnügen zu bedienen“. Im Lausitzischen Magazin der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften wird das Forstfest ausführlich beschrieben.

1826/28

Immer wieder – durch die Jahrhunderte hindurch – beschwert sich das Kloster St. Marienstern als Eigentümer des Festplatzes über das ausufernde Feiern und die dadurch stark zunehmenden Schäden im Forst; letztlich auch beim König von Sachsen, der mit einem Verbot des Festes im klösterlichen Forst droht.

1830

Erstmals dürfen auch Mädchen der Bürgerschule am Auszug in den Forst teilnehmen.

1842

Aufgrund des Stadtbrandes in der Nacht vom 4. auf den 5. August findet das Forstfest nicht statt. Auch im Folgejahr wird das Fest offiziell nicht durchgeführt, was viele Kamenzer allerdings nicht davon abhält ihr traditionelles Heimatfest abzuhalten.

1844

Am traditionellen Forstfest-Montag wird die nach dem Stadtbrand neu errichtete Bürgerschule eingeweiht. Den Abschluss bildet der Auszug in den Forst.

1845

Der neu ins Amt eingeführte Direktor, Wilhelm Leuner, nimmt mit dem Schulkollegium Änderungen am Ablauf des Auszuges in den Forst vor, um nicht zuletzt auch den baulichen Gegebenheiten Rechnung zu tragen. Der reiche Blumen- und Fahnenschmuck rührt aus dieser Zeit her.

1846

Der kurz zuvor gegründete Turnverein veranstaltet erstmals im Forst als Teil des Festes ein Schauturnen.

um 1860

Auf jedes Jahr wird ein Heft der Gesänge und später auch der Zugordnung veröffentlicht; eine Tradition, die bis heute Bestand hat.

1877

Die Stadt kauft vom Kloster den Festplatz im Forst.

1880er Jahre

Bereits vor dem eigentlichen Forstfestmontag – dem traditionellen Auszug der Schüler in den Forst – kommt es auf den Sonntag zur Einführung der Bierprobe auf dem Festplatz.

1894

Der zuvor für die Gewerbe- und Industrieausstellung geschaffene Musikpavillon wird nach Ende der Ausstellung auf dem Festplatz im Forst aufgestellt, wo er noch heute als Treffpunkt ehemaliger Schüler dient.

1914-1919 und 1940-1945

Aufgrund der Weltkriege findet das Forstfest nicht statt.

1920 bis 1939

Den politischen Veränderungen trägt auch das Forstfest Rechnung: Während der Weimarer Republik kommt es kurzzeitig zur Einführung der Farben Schwarz-Rot-Gold, die dann seit 1933 wieder durch die alten Reichsfarben und die Hakenkreuzflagge ersetzt sowie um die Oberlausitzer Farben (Gold-Blau) bzw. durch die Lieder der Nationalsozialistischen Partei erweitert werden.

1950er Jahre

Nachdem 1946 das Forstfest nach althergebrachten Traditionen gefeiert wurde, begann seit 1949 ein sich langsam vollziehender Umbau: Einführung von Pionier- und FDJ-Kleidung, Weglassung der Schärpen bzw. der sächsischen Farben überhaupt, Einführung sozialistischer und Pionier-Lieder, Weglassung sämtlicher Kirchenlieder und zeitweilig auch der Traditionslieder („Festlich schwebt ein Freudentag“ und „Ein Städtlein hängt am Berge“).

1990

Bedingt durch den politischen Umbruch 1989/90 wird sich wieder auf die althergebrachte Überlieferung besonnen und das Forstfest – insbesondere die Auszüge – wieder traditionell durchgeführt. Hinsichtlich der Lieder bleiben allerdings zu Ungunsten der Kirchenlieder einige (politisch unbelastete) Lieder, die in der DDR-Zeit Einzug hielten, erhalten.